Regionale Herkunft hat Geschmack. Auch bei David und Lisa Wagner.

Der Sommer ist da und die Farbe der Getreidefelder im Südburgenland verändert sich von einem satten Grün hin zu einem goldenen Gelb. Das bedeutet die Erntezeit steht bevor, und in wenigen Tagen werden sich Mähdrescher und Traktoren mit Anhängern auf den Äckern und Straßen tummeln. Das Burgenland ist eine wichtige Kornkammer, und unsere Bäuerinnen und Bauern versorgen nicht nur unser Heimatbundesland mit Getreide, sondern auch weit über die burgenländischen Grenzen hinaus sind unsere heimischen Erzeugnisse sehr gefragt. Für Lisa und David Wagner aus Podler steht eine arbeitsreiche Zeit bevor.

Weizen, Raps, Soja und Mais sind die Hauptkulturen, die auf ihren Flächen wachsen. Ab und zu werden Sonnenblumen angebaut und teilweise wird Saatgut wie Grünschnittroggen, Erbsen oder Klee auch selber vermehrt. Den Marktfruchbetrieb führen die Junglandwirte gemeinsam mit Maria Portschy, der Mama von Lisa. Die gesamte Ernte kann am Betrieb direkt gelagert werden, eine echte Rarität in der heutigen Zeit. Teure Lagerhaltung, hoher Energiebedarf und das notwendige Know How sind neben der erforderlichen Infrastruktur große Hürden, die die beiden Junglandwirte dafür stemmen müssen.



Lisa und David, welcher ursprünglich aus Oberösterreich kommt, haben sich während ihrer Ausbildung am Francisco Josephinum in Wieselburg kennen gelernt. Beide haben die Schule mit Fachrichtung Landwirtschaft mit Matura abgeschlossen. Um die Welt und die Landwirtschaft anderswo kennen zu lernen, hat Lisa mehrere Monate in Neuseeland auf einem landwirtschaftlichen Betrieb gearbeitet und David wertvolle Erfahrungen in Australien sammeln können. Vieles ist ähnlich wie bei uns, aber es gibt auch deutliche Unterschiede so die Junglandwirte. In der Gesellschaft genießt die Landwirtschaft in diesen beiden Ländern einen höheren Stellenwert als hierzulande. Ob dies rein der Tatsache geschuldet ist, dass es eine höhere Anzahl an Arbeitsplätzen in der Landwirtschaft gibt, bleibt offen. Große Unterschiede gibt es beispielweise für den Fall von Übernahmen von bäuerlichen Betrieben. In Neuseeland ist eine Vererbung eines landwirtschaftlichen Betriebes nicht möglich und es gibt auch kein Vorkaufsrecht. Hier müssen auch die Kinder die Flächen von ihren Eltern erwerben. Dieses System birgt durch die strengen Regelungen die Gefahr, dass fruchtbare Böden immer mehr durch ausländische Investoren aufgekauft werden. Es ist sicher eine große Herausforderung, langfristig die Ernährungssicherheit für die Bevölkerung gewährleisten zu können.

Im Interview erzählen mir Lisa und David, warum sie sich für den Beruf Landwirt entschieden haben, was ihren Betrieb auszeichnet und was die größten Herausforderungen sind.

Carina Laschober-Luif: "Warum habt ihr euch den Beruf Landwirt:in entschieden?"

Lisa Wagner: "Der Beruf wurde mir in die Wiege gelegt und die Leidenschaft war für mich schon von klein auf da. Ich habe daher auch eine entsprechende schulische Ausbildung absolviert. Durch einen Schicksalsschlag habe ich viel früher Verantwortung für den Betrieb übernehmen müssen, als ich gedacht habe. Das war nicht leicht, aber gemeinsam haben wir es geschafft."

David Wagner: "Nach Abschluss der Mittelschule hat sich die Frage nach der weiteren Schulausbildung gestellt. Zunächst habe ich mich für die HTL entschieden, da ich mir nicht sicher war, ob ich in die Landwirtschaft einsteigen möchte. Doch nach nur wenigen Tagen habe ich bemerkt, dass ich die Schule wechseln und doch eine landwirtschaftliche Ausbildung machen möchte. Ich habe die Entscheidung noch nie bereut."

Carina Laschober-Luif: "Was zeichnet euren Betrieb aus?"

Lisa und David Wagner: "Wir beschäftigen uns viel mit unseren Böden, denn diese sind die Grundlage, damit wir überhaupt wirtschaften können. Wir setzen uns zum Beispiel intensiv mit Humusaufbau auseinander, bewirtschaften schon seit vielen Jahren pfluglos und auf Flächen, die erosionsgefährdet sind, wenden wir die Direktsaat an. Das bedeutet, den Boden vor der Aussaat nicht zu bearbeiten und die Körner durch spezielle Sämaschinen direkt in den Boden abzulegen. Dadurch, dass der Boden nicht bearbeitet wird, kann CO2 gebunden werden. Wir tauschen uns regelmäßig mit anderen Landwirten in der Community "Passion for farming" aus. Hier lernt man aus Erfahrungen von anderen und gibt selber seine eigenen Erfahrungen weiter. Wichtig ist uns, in unsere eigenen Böden zu investieren und den Betrieb gut für die nächste Generation zu rüsten. Falls unsere Kinder mal in die Landwirtschaft einsteigen möchten, dann sollen sie fruchtbare Flächen und einen wirtschaftlich gut aufgestellten Betrieb vorfinden."

Carina Laschober-Luif: "Mit welchen Herausforderungen habt ihr zu kämpfen?"

Lisa und David Wagner: "Unseren Betrieb haben wir gut im Griff, den veränderten Wetterbedingungen werden und können wir uns durch entsprechende Bewirtschaftung und klimafitte Sorten anpassen. Was wir als große Herausforderung sehen sind politische Entscheidungen, wie zum Beispiel der Green Deal. In der Europäischen Union werden die Bewirtschaftungsauflagen immer höher, wobei gleichzeitig die inernationalen Entwicklungen zu wenig berüchtsichtig werden. Billigst erzeugtes Getreide wird in die EU eingeführt und das setzt unsere Landwirtschaft und auch unseren Betrieb stark unter Druck. Am Schluss fragen die Wenigsten, woher das Getreide kommt, wenn sie im Regal auf Billigprodukte greifen."

Ich bin überzeugt: Regionale Herkunft hat Geschmack, auch in Zukunft. Die Lebensmittelerzeugung vor Ort bringt Sicherheit in der Versorgung, Wertschöpfung in die Regionen, sichert Arbeitsplätze und schont durch kurze Transportwege unser Klima. Damit unsere landwirtschaftlichen Familienbetriebe auch weiterhin ihre wertvolle Arbeit für die Gesellschaft erfüllen können, brauchen sie gute politische Rahmenbedingungen. Hier kann und muss auch das Land Burgenland aktiv werden. Dafür setze ich mich jetzt und auch in Zukunft ein!

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