Auf den Spuren der Wildschweine!

Wildschweine sind bei uns im Burgenland derzeit ein häufiges Gesprächsthema, nicht nur unter Jäger*innen. Es wird vermutet, dass es durch die milde Witterung und ein gutes Nahrungsangebot eine große Population gibt. Das interessiert uns auch in der Landwirtschaft, denn Wildschweine bleiben nicht immer im Wald, sondern schauen auch das ein oder andere Mal am Acker, Feld oder Wiese vorbei, wo sie oft großen Schaden anrichten können. Teilweise  geht es soweit, dass Landwirt*innen ihre Fruchtfolge ändern müssen, um zu starke Ausfälle in den Kulturen zu vermeiden. Ein weiteres Problem, das wir aktuell haben, ist das kontinuierliche Näherrücken der Afrikanischen Schweinepest. Das ist eine hochansteckende Seuche unter Wildschweinen, die bei Kontakt auch auf Hausschweine übertragbar ist - Blut, Fleisch, Knochen oder Lebensmittel aus Schweinefleisch können monatelang(!!) ansteckend bleiben und auch über verunreinigte Schuhe, Kleidung, Werkzeuge oder Behältnisse ist eine Ansteckung möglich. Für Menschen und andere Tiere ist dieser Virus ungefährlich, für Schweine ist es allerdings sehr oft tödlich. Die Krankheit ist deshalb anzeigepflichtig. In Ungarn gab es bereits sehr viele Fälle bei Wildschweinen, in der Slowakei bei Wild-  und Hausschweinen. Deshalb wird in Österreich der Wildschweinbestand sorgsam überwacht. Auf unsere landwirtschaftlichen Nutztiere hätte eine Ansteckung neben der Tierschutzproblematik katastrophale wirtschaftliche Auswirkungen. Wenn ein Hausschwein mit dem Virus angesteckt ist, müssen alle weiteren Schweine eines Betriebes gekeult werden. Weiters sind in den betroffenen Gebieten - auch wenn die Afrikanischen Schweinepest "nur" im Wildtierbestand auftritt - umfassende und großräumige Handels- und Verkehrsbeschränkungen mit Schweinefleisch und Produkten einzuhalten. Das führt zu großen wirtschaftlichen Verlusten, welche die gesamte heimische Schweinwirtschaft betreffen würde! 

Deshalb ist es enorm wichtig, dass Ausbrüche bei Wildschweinen möglichst frühzeitig erkannt werden. Hier sehe ich die Jägerinnen und Jäger als wichtige Partner der Landwirtschaft und der Behörde, denn diese sind oft tagtäglich im Wald unterwegs und überwachen den Wildbestand. Falls tot aufgefundene oder krankheitsverdächtige Tiere vorgefunden werden, muss das gemäß Frühwarn- und Revisionsverordnung bei der Veterinärbehörde gemeldet werden. Zusätzlich soll der Wildschweinebestand, wenn möglich, reduziert werden. Die Bejagung soll so erfolgen, dass die Ausbreitung einer etwaig vorhandenen Seuche hintangehalten wird. Der Kontakt von Wildschweinen und Fleisch/Fleischprodukten mit Hausschweinen muss unbedingt vermieden werden. Wann und wie die Bejagung durchzuführen ist, sollte der Jägerschaft überlassen werden. Sie sind die Experten und haben die Erfahrung.

Es ist wichtig, dass alle betroffenen Personenkreise hier gut informiert sind und auch von der Landesregierung praxistaugliche Vorbereitungen für den Seuchenfall getroffen werden. Im Anlassfall muss sichergestellt sein, dass rechtzeitig reagiert werden kann, damit es zu keiner Gefährdung der heimischen Tierhaltungsbetriebe kommt. Ein periodisch einberufener runder Tisch mit allen betroffenen Interessensvertreter*innen, Expert*innen von der Landwirtschaftskammer, AGES und dem Land Burgenland ist unumgänglich!  

 

Auf in den Wald!

 

Ich wollte mir mal aus der Sicht der Jagd ein Bild von der Situation mit den Wildschweinen machen und bin deshalb mit einer Jägerin bei einer Vollmondnacht in den Wald gegangen. Wir haben uns eine Kirrung angeschaut. Das ist ein Platz, wo Schwarzwild - also Wildschweine - gezielt angelockt wird, um sie zu beobachten und manchmal wird auch das ein oder andere Wildschwein erlegt. Wie kann man Schweine am besten anlocken? Richtig! Mit Futter. Es gibt verschiedene Möglichkeiten von Kirrungen. In unserem Fall waren es einige Steine, wo darunter ein paar Hände voll Mais versteckt waren. Wichtig ist, dass keine anderen Wildtiere ans Futter gelangen. Und auch die Schweine sollen ja nicht gefüttert, sondern nur angelockt werden. Wenn sie einmal wissen, dass es hier regelmäßig was gibt, kommen sie immer wieder und können - wenn alles gut geht - auch gut beobachtet werden. 

 

 

Wir haben uns also auf in den tiefsten Wald gemacht, auf einem Hochsitz Platz genommen und gewartet. Lange gewartet. Sehr lange. Die Stille des Waldes, das ruhige Sitzen und die tiefe Dunkelheit bleiben mir sicher immer in Erinnerung. Ich bewundere alle Jägerinnen und Jäger, die oft täglich in ihrem Revier unterwegs sind und hier Ausschau nach Wildtieraktivitäten halten. Dazu braucht man viel Ausdauer, Leidenschaft und Wissen. Angriffe von Gelsen und diversen Mücken, Zecken usw. dürfen einem nichts ausmachen. Außerdem muss man für jedes Wetter gerüstet sein...und man darf sich im Finsteren nicht fürchten!!! 

 

 

Wir haben die Wildschweine gehört, aber zur Kirrung sind sie nicht gekommen. Irgendwas dürfte sie erschreckt haben - das war gaaaaaanz sicher nicht ich - und sie haben einen andern Weg eingeschlagen. Wildschweine sind sehr kluge und vorsichtige Tiere, die extrem gut hören, beim kleinsten Geräusch bereits misstrauisch werden und ihren Weg ändern. Falls man Wildschweine beobachten möchte, muss es deshalb sehr ruhig sein habe ich gelernt - also am Tag oft schwierig mit den Wanderern, Radfahrern und Schwammerlsucher im Wald. Hier halten sich die Tiere Großteils versteckt. Das Beobachten in der Nacht hat allerdings einen Haken - es ist finster. Auch in einer Vollmondnacht kann man vieles nicht erkennen. Nachtsichtgeräte wie sie vom Burgenländischen Jagdverband bereits seit langem im Falle des Auftretens der Afrikanischen Schweinepest gefordert werden, würden die Jagd erleichtern. Die Position und das Verhalten des Tieres sind damit leichter erkennbar, auch ob Tiere ein unübliches Verhalten aufweisen. Es gibt bereits Bundesländer in denen Nachtsichtgeräte, in Anbetracht der immer näher rückenden Schweinepest erlaubt sind, im Burgenland aber nicht. 

Zukünftig Jagdschneisen auf landwirtschaftlichen Flächen anzulegen, ohne dass es zu Fördereinbußen und bürokratischen Mehraufwand kommt, hört sich zwar im ersten Moment gut an. Man muss diese Möglichkeit der Bejagung vor allem von Seiten der Landwirtschaft gut durchdenken. Vielen Betrieben gehen immer mehr Flächen durch Verbauung und Versiegelung verloren. Landwirt*innen die Nutztiere halten, brauchen aber das Futter um ihre Tiere zu ernähren. Besonders Mais schmeckt den Schweinen gut, den bauen vorwiegend Betriebe mit Viehhaltung an. Durch solche Schneisen gehen also weitere wertvolle Flächen verloren.  

Abschließend möchte ich betonen, dass Jäger*innen wirklich viel für den Lebensraum von Wildtieren leisten und wichtige Partner für die Landwirtschaft sind. Es gibt natürlich auch das ein oder andere Konfliktpotential zwischen den beiden Akteuren und manchmal wäre eine bessere Zusammenarbeit wünschenswert. Aber im Großen und Ganzen gibt es ein wertschätzendes Miteinander und das ist gut, denn Wald und Wiese sind seit jeher verbunden und gehören einfach zusammen! 

Eines ist mir noch wichtig zu sagen: Ich sehe die Wildschweinjagd nicht nur als Bestandsreduktion! Wir bekommen dadurch auch hochwertiges und regionales Fleisch. Heimische Wildspezialitäten sorgen für Abwechslung am Speiseplan! Die Jagdverbände haben eine Online-Plattform www.wild-oesterreich.at mit einer Wildbret-App eingerichtet. Dort erfährt man, wo es Wildbret zu kaufen gibt, es gibt g'schmackige Rezepte und Wissenswertes über Wild und Wildfleisch!

 

In einem Video habe ich mein Abenteuer im Wald zusammen gefasst.  

 

Es war für mich eine sehr interessante und wertvolle Erfahrung. Auch wenn ich schon viele Erzählungen über das Wildschwein beobachten gehört habe, ist es dennoch ein anderes Gefühl so eine Nacht im Wald hautnah zu erleben. Vielen Dank an Corinna, dass sie sich Zeit für mich genommen hat!

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