Da sind sie! Meine Lieblinge auf unserem Hof - unsere Schweinderl. Wir halten bereits seit vielen Generationen Schweine, so wie auch Rinder und allerhand Geflügelarten. Warum ich mir dann gerade das Schwein als Lieblingsbauernhoftier ausgesucht habe? Das hat mehrere Ursachen:
- Wahrscheinlich ist ein Grund, dass ich sie schon während meiner Jugendzeit öfters versorgen musste, wenn meine Eltern keine Zeit hatten - damals mit wenig Begeisterung, muss ich gestehen.
- Während meines Studiums der Agrarwissenschaften spezialisierte ich mich auf die Nutztierhaltung, und habe mich auch in meiner Diplomarbeit intensiv mit Schweinen und deren Verhalten und Wesen beschäftigt. Je mehr ich mich mit diesen Tieren auseinandergesetzt habe, desto mehr haben sie mich interessiert.
- Mastschweine sind relativ einfach und unkompliziert zu halten - unsere paar Tiere schaffe ich auch so "nebenbei" zu verpflegen.
Apropos Verpflegung: Zwei Dinge sind wichtig => 1. Ausreichend Futter und 2. Beschäftigungsmaterial.
Ad 1.) Auf dem Speiseplan unserer Schweine steht hofeigener - mit unserer uralten Schrotmühle frisch gemahlener - Vollkornschrot, regionales Maismus, Donauland-Sojaschrot und Mineralstoff.
Ad 2.) Schweine lieben es aber nicht nur zu fressen, sie sind auch sehr neugierig und erkundungsfreudig, sie wühlen gerne im Boden und brauchen Beschäftigung. Wenn ihnen fad ist, fällt ihnen selten was G'scheites ein - ist ja bei uns Menschen oft auch nicht anders. Ideale Beschäftigungsmaterialien sind Stroh und Heu und je nach Jahreszeit bekommen sie zusätzlich auch noch ein paar "Leckerlis". Im Herbst zum Beispiel Fallobst oder im Frühjahr frisches Gras.
Wie man vielleicht auch auf den Bildern erkennen kann, wächst die Strohmatratze der Schweine täglich. Am Ende der Mastzeit stehen sie über einen Meter höher als am Beginn. Bis zur Decke schaffen sie es nicht, aber fast :-). Wenn alle Tiere ausgestallt sind, misten wir mit dem Traktor aus. Den Mist kompostieren wir und bringen dann wieder auf unsere Felder. Das ist ein wertvoller Dünger für die Pflanzen.
Aber nicht allein wegen des Düngers schätzen wir uns glücklich Schweine zu haben - das ist ja eigentlich ein tolles Nebenprodukt - sondern sie liefern auch wertvolles Fleisch. Nicht nur für uns selber, sondern ebenfalls für die Gäste unserer Mostschank, wo wir unsere Fleisch- und Wurstprodukte vermarkten.
Ich kann also sagen: Es ist wirklich ein Glück ein Schwein zu haben, dass sich sauwohl fühlt und im Schweinsgalopp über die Strohmatratze läuft. Häää??? Was das jetzt heißen soll? Ist Ihnen eigentlich schon mal aufgefallen, wie viele unterschiedliche Begriffe und Sprüche wir in unserer Sprache verwenden, wo Schweine vorkommen?
Ich hab mir das mal genauer angeschaut und ein bisschen recherchiert. Man vermutet, dass viele Sprüche vom Verhalten und Eigenschaften der Tiere abstammen. Ein Schwein ist ein Tier das gerne, alles und viel frisst. Egal was es zwischen die Zähne bekommt - es frisst mit großer Leidenschaft. Und dabei schmatzt und schlürft es mit Genuss. Wenn sie nicht gerade futtern, rasten und ruhen die Tiere und wenn ihnen heiß ist, suhlen sie sich gemütlich im Schlamm. Und ein bisschen wühlen gehört natürlich auch noch dazu. Hört sich nach einem sehr chilligen Tagesablauf an, oder? Eine solche Lebensweise hat also wenig mit Fleiß, Disziplin oder Ordnung zu tun, die früher (und auch heute noch) für die Gesellschaft sehr wichtig waren - damit entstand sehr schnell eine Art Neid auf die scheinbar faulen Tiere. "Schwein" wurde zum Schimpfwort und das ist bis heute so geblieben. Neben der Eifersucht auf's Schwein, gab (und gibt) es aber gleichzeitig auch Bewunderung für deren Lebensweise. Geht es einem gut, fühlt man sich "Saugut" oder "Sauwohl". Im "Sparschwein" sammelt man sein wohlverdientes Geld und wenn man mal so richtig feiert "lässt man die Sau raus". Es gibt fast genauso viele positive Assoziationen als negative. Das finde ich wirklich interessant.
Ich jedenfalls schätze mich glücklich, dass wir Schweine haben. Nicht nur, weil sie meine Lieblingsbauernhoftiere sind und ich mich gerne um sie kümmere, sondern auch, weil wir durch die Direktvermarktung unserer Fleisch- und Fleischprodukte die Wertschöpfung unseres Betriebes steigern können. Vielleicht fragt sich jetzt der ein oder andere, wie es möglich ist, in einem Atemzug von Lieblingstieren und Fleischwaren zu sprechen. Ich glaube, wenn man auf einem landwirtschaftlichen Betrieb mit Nutztierhaltung aufgewachsen ist und arbeitet, hat man einen anderen Blickwinkel auf das Ganze. Es gehört bei uns einfach dazu, dass Tiere geschlachtet werden. Und es heißt deshalb ja nicht, dass man diese Tiere nicht mag. Ganz im Gegenteil - es ist sogar sehr wichtig, dass man gerne für sie arbeitet! Jeden Tag in den Stall zu gehen - egal ob es ein Sonntag oder Montag ist, ob es eisig kalt oder sauheiß ist, ob man selber fit ist oder nicht - erfordert schon ein bisschen Liebe zu den Tieren und manchmal auch etwas Idealismus für die Arbeit. Ein Schwein zu haben ist oft auch ganz schön harte Arbeit.