Obstbau

Der Streuobstbau ist neben der Milchwirtschaft der Betriebszweig bei uns der über die Generationen hinweg eine zentrale Rolle gespielt hat. Besonders gut konnte mein Urgroßvater die Kirschen verkaufen. Deshalb war er auch immer sehr heikel auf seine Kirschbäume. Auch bei meinem Großvater war das noch so. Ich kann mich gut erinnern wenn mein Bruder und ich auf den Bäumen herumgekraxelt sind und er uns deshalb geschimpft hat.

Aus den Äpfel und Birnen haben wir schon immer Säfte, Schnaps und Most hergestellt. Wir haben ein Foto gefunden, wo zu sehen ist wie vor ca. 100 Jahren bei uns gepresst wurde. Das Obst wurde in den Trog gelegt, der Mahlstein wurde mit Arbeitstieren vor und zurück bewegt und dadurch trat der Saft aus. In großen Behältern wurde dieser aufgesammelt und dann im Erdkeller gelagert.

 

Die Hinteransicht unseres Hofes vor ca. 100 Jahren. Zu sehen ist die damalige Obstpresse.

Da unser Betrieb außerhalb der Ortschaft liegt und es schöne Wanderwege gibt, sind immer schon sehr viele Wanderer bei uns vorbei gekommen. Sie kehrten oft beim Luif ein und tranken ein Krügerl Most. Wenn sie Glück hatten gab es auch ein Schmalzbrot und wenn sie noch mehr Glück hatten auch noch Zwiebeln dazu. 1983 entschlossen sich meine Eltern dazu eine Buschenschank zu eröffnen. So war der 14. Mai 1983 als erster Ausschanktag geplant. Allerdings war drei Tage zuvor ein Feiertag und sehr schönes Ausflugswetter. So wurden sie von vielen Wanderern überrascht, die einkehren wollten und waren bereits vor dem ersten offiziellen Öffnungstag ausverkauft. Es hat sich im Laufe der Jahre viel getan: Es haben uns viele Menschen bei der Arbeit geholfen, viele Gäste sind eingekehrt, einige sind bereits leider verstorben und die Speise- und Getränkekarte wurde umfangreicher. Dennoch produzieren wir nach wie vor die Getränke und Speisen selber. Bis heute stellt diese Form der Direktvermarktung einen sehr wichtigen Teil unseres Betriebes dar. 

Linkes Foto von 1983: Eröffnung der Buschenschank.

Mittleres Foto von 1994: Unser Gastraum.

Rechtes Foto von 1994: Unsere Crew.

Foto unten von 2017: Chefin Trude mit Silke und Elfi

Eine Birnenblüte, eine Kirschenblüte und eine Apfelblüte.

Obstbau spielt für unseren Betrieb schon sehr lange eine wichtige Rolle. Unmittelbar mit dem Obstbau verbunden sind Bienen, deshalb haben wir auch schon sehr lange Bienenstöcke. Denn nur wenn die Bäume im Frühling ausreichend bestäubt werden, haben wir Herbst eine gute Ernte. 

Unser fleißigen Honigbienen.

Seit einiger Zeit setzen wir auch die gehörnte Mauerbiene, eine Wildbiene die sich aber gut ansiedeln lässt, zur Blütenbestäubung ein. Sie ist im Vergleich zur Honigbiene wesentlich "pflegeleichter" und eine wirklich sehr gute Bestäuberin.  Im Gegensatz zur Honigbiene ist die Mauerbiene eine Solitärbiene, d.h. jedes Insekt lebt für sich alleine und nicht wie die Honigbiene im Bienenstock mit tausenden anderen Bienen. Jedes Weibchen baut sein eigenes Nest ohne die Hilfe von anderen Bienen. Als Nistplatz verwenden wir kleine Kartonröhrchen. Die Mauerbiene legt darin Pollen und Nektar, die sie zuvor gesammelt hat, ab. Wenn genügend Proviant vorhanden ist, legt sie ein Ei dazu und dann wird die Zelle mit Lehm und Erde verschlossen. Dann legt die Biene in die nächste Zelle wieder Nektar und Pollen hinein, legt ein Ei dazu und verschließt die Zelle. Für eine Zelle benötigt das Weibchen dabei in etwa einen Tag. Die Mauerbienen sind etwa von Anfang März bis Anfang Mai, also genau während der Obstblüte, aktiv. Danach sterben die Insekten und die nächste Generation schlüpft erst im folgenden Frühjahr, wenn über einen Zeitraum bestimmte Temperaturen herrschen. 

Die Mauerbiene und ihre Nistkästen.

Je nach Wetterlage beginnen wir Ende September bis Anfang Oktober mit der Obsternte. Dann packen wir unsere Sachen zusammen und sind einige Tage mit der Obsternte beschäftigt. Als Kind habe ich sogar meine Hausübung im Obstgarten gemacht und sämtliche meiner Geburtstage (mein Geburtstag ist Ende Oktober) habe ich mit dem Äpfel klauben verbracht. Als Kind und Jugendliche war ich nicht gerade begeistert davon, aber heute sehe ich das anders. Ich finde es gut Streuobstwiesen zu pflegen und erhalten.

Linkes Foto von 1990: Mein Bruder und ich im Obstgarten.

Mittleres Foto von 1991: Emma und Walter haben uns sehr lange bei der Apfelernte geholfen. Mittlerweile sind leider beide schon verstorben.

Rechtes Foto von 1991: Meine Mutter bei der Verpflegung unserer fleißigen Helfer.

Bei unserer Obsternte gibt es zum Glück immer einige freiwillige Helfer. Da wird dann Äpfel geklaubt und getratscht und natürlich darf die Jause nicht fehlen. Die Pinkafelder und Riedlingsdorfer Jäger zum Beispiel helfen uns jedes Jahr.

Mit der Ernte ist das Obstjahr eigentlich fast abgeschlossen. Wenn wir genügend Zeit haben, bekommen unsere Bäume im Winter noch einen Baumschnitt. 

Unsere Obsternte 2016.

Unser Obst wächst ausschließlich auf Streuobstwiesen. Eine Streuobstwiese ist eine Form des Obstbaus, bei dem ausschließlich mittel- bis hochstämmige Baumformen wachsen, die Umweltverträglich bewirtschaftet werden. Wenn notwendig verwenden wir auch Pflanzenschutzmittel. Wir beobachten unsere Bäume auf Schädlinge oder Krankheiten, und wenn welche auftreten, schützen wir die Früchte vor diesen. Uns ist  es lieber, wenn wir ein- oder maximal zweimal spritzen und dann aber im Herbst unser eigenes Obst haben. Denn wenn man Pech hat, zerstört ein Schädling die gesamte Ernte!

Früher gab es sehr viel Streuobstbau. Seine Blütezeit war im 18. und 19. Jahrhundert, wo die Anpflanzung von Obstbäumen staatlich angeordnet wurde, um die Lebensverhältnisse der einfachen Bevölkerung zu verbessern. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zum großen Strukturwandel in der Landwirtschaft. Die Mechanisierung und Technisierung führte dazu, dass viele Bäume von Feldrändern oder auf den Feldern gerodet wurden, um mit den großen Maschinen besser arbeiten zu können. Dabei sind aber auch sehr viele ökologische Ausgleichsflächen für Tiere und Pflanzen verloren gegangen. Man glaubt gar nicht was sich in einer Streuobstwiese so alles an einem schönen Herbsttag herumtreibt - Schmetterlinge, Vögel oder Bienen um nur einige zu nennen.

Ein weiterer Vorteil von Streuobstwiesen ist, dass sie auch zweifach genutzt werden können. In den Sommermonaten weiden auf unserer Streuobstwiese zu Hause unsere Weidegänse.

Eine typische Streuobstwiese.

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Kommentare: 6
  • #1

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